In der heutigen digitalisierten Arbeitswelt haben Bewertungsplattformen wie Kununu einen erheblichen Einfluss auf das Ansehen von Unternehmen. Mit über 5,5 Millionen Bewertungen für mehr als eine Million Unternehmen und täglich rund 1.000 neuen Bewertungen hat sich Kununu als führende Plattform für Arbeitgeberbewertungen im deutschsprachigen Raum etabliert. Dieser Beitrag beleuchtet die rechtlichen Grundlagen, Herausforderungen und strategischen Möglichkeiten im Umgang mit Kununu-Bewertungen.
Die Bedeutung von Kununu im Arbeitgebermarkt
Kununu ermöglicht Arbeitnehmern, ihre Erfahrungen mit Unternehmen anonym zu teilen und verschiedene Aspekte wie Arbeitsatmosphäre, Karrierechancen, Gehalt und Unternehmenskultur zu bewerten. Mit knapp fünf Millionen Aufrufen monatlich ist die Plattform ein zentrales Instrument für Arbeitssuchende, um potenzielle Arbeitgeber zu evaluieren.
Für Unternehmen bedeutet dies: Die Bewertungen auf Kununu haben direkten Einfluss auf Ihre Reputation als Arbeitgeber und damit auf Ihre Fähigkeit, qualifizierte Mitarbeiter zu gewinnen. Eine positive Präsenz auf Kununu stärkt Ihre Arbeitgebermarke und erhöht Ihre Attraktivität für Talente. Umgekehrt können negative Bewertungen potenzielle Bewerber abschrecken und das Unternehmensimage nachhaltig schädigen.
Rechtliche Rahmenbedingungen für Kununu-Bewertungen
Arbeitgeberbewertungen auf Kununu bewegen sich im Spannungsfeld zwischen dem Grundrecht auf freie Meinungsäußerung und den Persönlichkeitsrechten der bewerteten Unternehmen. Die rechtlichen Grundlagen sind dabei komplex und erfordern eine differenzierte Betrachtung.
Meinungsfreiheit als Grundprinzip
Gemäß Artikel 5 des Grundgesetzes ist die Meinungsfreiheit ein hohes Gut, das grundsätzlich auch Bewertungen auf Plattformen wie Kununu schützt. Arbeitnehmer haben das Recht, ihre subjektiven Eindrücke und Erfahrungen mit einem Unternehmen zu teilen, selbst wenn diese kritisch ausfallen. Die Rechtsprechung unterscheidet dabei zwischen Werturteilen und Tatsachenbehauptungen.
Grenzen der Meinungsfreiheit
Die Meinungsfreiheit endet jedoch dort, wo berechtigte Interessen und Rechte des bewerteten Unternehmens verletzt werden. Insbesondere folgende Arten von Bewertungen können rechtlich problematisch sein:
- Unwahre Tatsachenbehauptungen, die nachweislich falsch sind
- Schmähkritik und Beleidigungen, die primär auf die Herabsetzung des Unternehmens abzielen
- Verletzungen von Persönlichkeitsrechten oder Geschäftsgeheimnissen
- Bewertungen, die gegen die Nutzungsbedingungen von Kununu verstoßen
Aktuelle Rechtsprechung
Ein wegweisendes Urteil des Hanseatischen Oberlandesgerichts hat die Rechtsposition von Unternehmen gestärkt. Es ermöglicht Arbeitgebern, bei begründeten Zweifeln an der Echtheit einer Bewertung entweder die Identifikation des Verfassers zu verlangen oder die Löschung der Bewertung zu erwirken. Diese Entscheidung hat die Verantwortung von Plattformbetreibern wie Kununu erhöht, die Authentizität und Zulässigkeit von Bewertungen zu überprüfen.
Strategien für den Umgang mit Kununu-Bewertungen
Der strategische Umgang mit Bewertungen auf Kununu erfordert ein proaktives und durchdachtes Vorgehen. Hier sind effektive Strategien, die Ihnen helfen, Ihre Unternehmensreputation auf der Plattform zu stärken.
Monitoring und schnelle Reaktion
Überwachen Sie regelmäßig die Bewertungen Ihres Unternehmens auf Kununu. Eine zeitnahe Reaktion auf Bewertungen – insbesondere auf kritische – zeigt, dass Sie Feedback ernst nehmen und an Verbesserungen interessiert sind. Reagieren Sie auf jede textbasierte Bewertung individuell und vermeiden Sie standardisierte Antworten, die unpersönlich wirken.
Konstruktiver Dialog mit Bewertern
Nutzen Sie die Möglichkeit, auf Bewertungen zu antworten, um einen konstruktiven Dialog anzustoßen. Zeigen Sie Verständnis für Kritik, bieten Sie Lösungen an und stellen Sie – wenn möglich – direktere Kommunikationswege zur Verfügung. Ein sachlicher und lösungsorientierter Umgang mit kritischen Bewertungen kann Ihr Image sogar verbessern, da er Professionalität und Kundenorientierung demonstriert.
Strategisches Employer Branding
Nutzen Sie Kununu aktiv als Instrument für Ihr Employer Branding. Pflegen Sie Ihr Unternehmensprofil, stellen Sie relevante Informationen zur Verfügung und heben Sie Ihre Stärken als Arbeitgeber hervor. Ermutigen Sie zufriedene Mitarbeiter, authentische Bewertungen zu verfassen, um ein ausgewogenes Bild Ihres Unternehmens zu vermitteln. Dies sollte jedoch niemals manipulativ erfolgen, sondern stets transparent und ethisch korrekt.
Interne Verbesserungen
Betrachten Sie kritische Bewertungen als wertvolle Quelle für Verbesserungspotenziale. Analysieren Sie die genannten Kritikpunkte und prüfen Sie, inwieweit interne Prozesse, die Unternehmenskultur oder andere Aspekte tatsächlich optimiert werden können. So wandeln Sie Kritik in einen Mehrwert für Ihr Unternehmen um und verbessern gleichzeitig die Arbeitsbedingungen für Ihre Mitarbeiter.
Rechtliche Durchsetzung bei problematischen Bewertungen
Trotz aller präventiven Maßnahmen können Situationen eintreten, in denen rechtliche Schritte gegen eine Bewertung notwendig werden. Die folgenden Maßnahmen helfen Ihnen, effektiv gegen rechtswidrige Bewertungen vorzugehen.
Systematische Prüfung der Bewertung
Bevor Sie rechtliche Schritte einleiten, sollten Sie die Bewertung gründlich analysieren. Prüfen Sie, ob sie:
- unwahre Tatsachenbehauptungen enthält
- Beleidigungen oder Schmähkritik darstellt
- gegen die Nutzungsbedingungen von Kununu verstößt
- von einer Person stammt, die tatsächlich in Ihrem Unternehmen tätig war
Dokumentieren Sie die problematische Bewertung mit Screenshots, einschließlich Datum und Uhrzeit, um Beweise zu sichern.
Direkter Kontakt mit Kununu
Der erste Schritt sollte stets die Kontaktaufnahme mit Kununu selbst sein. Nutzen Sie das Meldeformular und begründen Sie detailliert, warum die Bewertung aus Ihrer Sicht rechtswidrig ist. Fügen Sie gegebenenfalls Beweismittel bei, die Ihre Argumentation stützen. Legen Sie sachlich und präzise dar, gegen welche rechtlichen Normen oder Nutzungsbedingungen die Bewertung verstößt.
Rechtliche Schritte bei Nichtreaktion
Sollte Kununu auf Ihren Löschantrag nicht oder nicht zufriedenstellend reagieren, können weitergehende rechtliche Schritte erforderlich sein. Diese umfassen:
- Eine anwaltliche Abmahnung an Kununu mit der Aufforderung zur Löschung
- Die Beantragung einer einstweiligen Verfügung
- Im Extremfall die Einleitung eines Gerichtsverfahrens
Das erwähnte Urteil des Hanseatischen Oberlandesgerichts hat die Erfolgsaussichten solcher Maßnahmen verbessert, indem es Kununu in die Pflicht nimmt, bei berechtigten Zweifeln entweder die Identität des Verfassers offenzulegen oder die Bewertung zu entfernen.
Professionelle Unterstützung
Die rechtliche Durchsetzung gegen problematische Kununu-Bewertungen erfordert spezifisches Fachwissen im IT-Recht und Reputationsmanagement. Eine professionelle anwaltliche Beratung erhöht die Erfolgsaussichten erheblich und stellt sicher, dass Sie alle rechtlichen Möglichkeiten optimal nutzen.
Fazit: Kununu als Chance für strategisches Reputationsmanagement
Arbeitgeberbewertungen auf Kununu stellen für Unternehmen sowohl Herausforderung als auch Chance dar. Ein strategischer, proaktiver Umgang mit der Plattform kann Ihre Arbeitgebermarke stärken und Ihnen einen Wettbewerbsvorteil im Kampf um qualifizierte Fachkräfte verschaffen.
Die rechtlichen Rahmenbedingungen bieten dabei ausreichende Möglichkeiten, gegen tatsächlich rechtswidrige Bewertungen vorzugehen. Gleichzeitig erfordert ein erfolgreiches Reputationsmanagement auf Kununu mehr als nur das Löschen negativer Bewertungen – es verlangt nach einer umfassenden Strategie, die Transparenz, Dialog und kontinuierliche Verbesserung in den Mittelpunkt stellt.
Nutzen Sie die Chance, Ihre Arbeitgebermarke aktiv zu gestalten und aus Feedback – selbst kritischem – wertvolle Erkenntnisse für die Weiterentwicklung Ihres Unternehmens zu gewinnen. So wird Kununu von einer potenziellen Bedrohung zu einem wertvollen Instrument für Ihr strategisches Personalmanagement und Ihre Unternehmenskommunikation.