Digitale Nomaden arbeiten global – doch wo zahlen sie Steuern? Erfahre, wie du Steuerpflichten erkennst, Fallstricke vermeidest und rechtlich sauber bleibst.
Perpetula Traveler und digitale Nomaden genießen ihre Freiheit – oft in der Annahme, auch steuerlich „frei“ zu sein. Doch das deutsche Steuerrecht kennt klare Regeln, wann eine Steuerpflicht besteht – auch ohne Wohnsitz in Deutschland. In Teil 3 meiner Serie erkläre ich, worauf Perpetula Traveler und digitale Nomaden nach dem Wegzug aus Deutschland achten müssen, um keine steuerlichen Risiken einzugehen, und wie man als ortsunabhängiger Unternehmer rechtssicher agiert.
Ortsunabhängig arbeiten – der ultimative Traum vieler Freiheitsliebhaber
Laptop auf dem Schoß, das Meer rauscht im Hintergrund, man betreut online Kunden weltweit – so sieht das ideale Leben vieler digitaler Nomaden und Perpetual Traveler aus. Was dabei oft vergessen wird: Die Steuerpflicht reist mit. Und wer nicht aufpasst, riskiert eine doppelte Steuerpflicht, hohe Nachzahlungen – oder sogar strafrechtliche Konsequenzen.
Gerade Deutschland bleibt steuerlich wachsam: Wer formell ausgewandert ist, aber weiter Verbindungen zur Bundesrepublik hat, kann unbemerkt in der Steuerpflicht landen.
Wann bin ich als Perpetual traveler und digitaler Nomade (noch) in Deutschland steuerpflichtig?
Du bist in Deutschland unbeschränkt steuerpflichtig, wenn:
du deinen Wohnsitz (§ 8 AO) oder gewöhnlichen Aufenthalt (§ 9 AO) in Deutschland hast,
du regelmäßig mehr als 183 Tage im Jahr in Deutschland verbringst,
du einen festen Rückkehrwillen erkennen lässt (z. B. durch Mietvertrag, Familie, Bankverbindungen, Firmensitz).
Oft genügt schon ein WG-Zimmer oder ein Zimmer in der elterlichen Wohnung in Deutschland, um weiterhin als steuerlich ansässig zu gelten.
Mythos Steuerfreiheit: Warum viele Nomaden sich täuschen
Viele Nomaden gehen davon aus, dass sie steuerlich "frei" sind, wenn sie:
keinen "festen" Wohnsitz mehr haben,
nur kurzzeitig in Ländern verweilen,
sich auf „keinen Ort festlegen“.
Doch das Steuerrecht kennt keine Heimatlosigkeit. Wenn du nirgendwo eine eindeutige Steueransässigkeit nachweisen kannst, besteht das Risiko, dass Deutschland im Zweifel versucht, Deine weltweiten Einkünfte zu versteuern – besonders dann, wenn Du ursprünglich von hier ausgewandert bist und zuvor in Deutschland unbeschränkt steuerpflichtig warst.
Doppelbesteuerung vermeiden – dank DBA und 183-Tage-Regel
Die 183-Tage-Regel ist eine gängige Richtschnur, aber kein Allheilmittel. Wichtiger sind:
Doppelbesteuerungsabkommen (DBA) mit Aufenthaltsländern,
konkrete wirtschaftliche Verankerung,
und der Zentrum der Lebensinteressen.
Wer sich also im Ausland aufhält, sollte prüfen, ob ein DBA besteht – und wie dieses auf den individuellen Fall angewendet wird.
Weitere steuerliche Fallstricke für digitale Nomaden
Intransparente Geschäftsstrukturen (z. B. Einzelunternehmen + PayPal-Konto)
Ungeklärte Betriebsstätten bei Remote-Arbeit für deutsche Kunden
Umsatzsteuer-Identifikationsnummer vergessen
Auslandseinkünfte nicht gemeldet (§ 138 AO)
Kryptogewinne und Freelance-Honorare nicht sauber dokumentiert
All das kann dazu führen, dass das Finanzamt rückwirkend prüft – und im worst case Nachzahlungen fordert.
Fazit: Freiheit beginnt mit Planung und der richtigen Struktur
Freiheit ist ein großes Privileg – aber auch eine steuerliche Herausforderung. Wer lückenlos, transparent und professionell aufgestellt ist, kann das Beste aus beiden Welten genießen: Ortsunabhängigkeit und Steuersicherheit.
Lesen Sie in meiner Serie „Auswandern & Steuern“ auch:
Teil 1: Auswandern & Steuern: Was Sie vor dem Wegzug aus Deutschland beachten sollten
Teil 2: Firma im Ausland gründen - die häufigsten Fehler (am Beispiel der US-LLC)
Teil 4: Vermögensabschöpfung: So schützen Sie ihr Eigentum vor staatlichem Zugriff
Teil 5: Wie Sie ihr Vermögen rechtssicher strukturieren
📜 Disclaimer
Die Inhalte dieses Artikels dienen ausschließlich der allgemeinen Information und ersetzen keine steuerliche oder rechtliche Beratung im Einzelfall. Trotz sorgfältiger Prüfung wird keine Gewähr für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der bereitgestellten Informationen, insbesondere im Hinblick auf Gesetze, Verwaltungsanweisungen und Gerichtsentscheidungen, übernommen.
Steuerrechtliche und rechtliche Rahmenbedingungen, insbesondere im internationalen Kontext, können sich ändern oder individuell anders zu bewerten sein. Dieser Artikel stellt ausdrücklich keine individuelle steuerliche oder rechtliche Beratung dar und kann eine persönliche Beratung durch einen im internationalen Steuerrecht erfahrenen Rechtsanwalt oder Steuerberater nicht ersetzen.
Für konkrete Entscheidungen oder Maßnahmen im Zusammenhang mit den hier behandelten Themen wird dringend empfohlen, qualifizierten fachlichen Rat einzuholen.