Ein arbeitsrechtliches Verfahren dient der Klärung von Streitigkeiten zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern oder zwischen Tarifvertragsparteien. Die häufigsten Fälle betreffen Kündigungen, Abmahnungen, Lohnforderungen oder Zeugnisstreitigkeiten. Das Verfahren vor dem Arbeitsgericht folgt einem klaren Ablauf, der bestimmte Fristen und Formalitäten vorsieht.

Einleitung des Verfahrens und Klageerhebung

Das arbeitsgerichtliche Verfahren beginnt mit der Einreichung einer Klageschrift beim zuständigen Arbeitsgericht. Die Klage wird dann dem Beklagten durch das Gericht zugestellt. Besonders wichtig ist die Einhaltung gesetzlicher Fristen, wie beispielsweise der dreiwöchigen Klagefrist bei einer Kündigungsschutzklage. Nach Zustellung der Klage muss der Beklagte überlegen, ob eine außergerichtliche Einigung möglich ist oder ob eine Verteidigung gegen die Klage notwendig ist. Eine schriftliche Stellungnahme kann erforderlich sein, insbesondere wenn das Gericht eine Frist setzt.

Die Güteverhandlung – Der erste Gerichtstermin

Das Arbeitsgericht ist bestrebt, Streitigkeiten möglichst frühzeitig durch eine gütliche Einigung zu beenden. Daher findet zunächst eine Güteverhandlung statt, in der der Richter die Sachlage erörtert und versucht, die Parteien zu einem Vergleich zu bewegen. Dieser Vergleich kann verschiedene Regelungen enthalten, wie eine Abfindungszahlung oder eine Einigung über offene Lohnansprüche. Kommt es zu einer Einigung, entfällt die weitere Gerichtsverhandlung und die Parteien tragen in der Regel ihre Anwaltskosten selbst. Falls keine Einigung erzielt wird, geht das Verfahren in die nächste Phase über. Es wird dringend davon abgeraten, eine solche Verhandlung ohne rechtlichen Beistand durchzuführen, dass sich hieraus schwerwiegende Nachteile für Sie ergeben können.

Die Verhandlung und Beweisaufnahme

Kommt in der Güteverhandlung keine Einigung zustande, geht das Verfahren in die nächste Phase über. In der Regel erfolgt im selben Termin direkt die erste reguläre Verhandlung, in der das Gericht den Sachverhalt weiter erörtert. Hier können erste rechtliche Einschätzungen abgegeben und weitere Beweismittel benannt werden. Es können Zeugen gehört, Beweise gesichtet oder Sachverständige hinzugezogen werden. Bis zur Urteilsfindung kann das Gericht jederzeit erneut versuchen, eine gütliche Einigung herbeizuführen. Wird keine gütliche Einigung herbeigeführt, endet das Verfahren mit einem Urteil.

Versäumnisurteil bei Nichterscheinen

Eine Klage und die Ladung zu einer Verhandlung sollten keinesfalls ignoriert werden. Erscheint eine Partei nicht oder ist nicht ausreichend vertreten, kann das Gericht ein Versäumnisurteil fällen. Dieses Urteil kann erhebliche finanzielle Konsequenzen haben. Die Einspruchsfrist gegen ein solches Urteil beträgt nur eine Woche, weshalb schnelles Handeln erforderlich ist.

Rechtsmittel: Berufung und Revision

Gegen das Urteil des Arbeitsgerichts kann unter bestimmten Voraussetzungen Berufung beim Landesarbeitsgericht eingelegt werden. In diesem Fall wird der Fall nochmals geprüft, und es können neue Beweise vorgelegt werden. Eine Revision vor dem Bundesarbeitsgericht ist nur möglich, wenn grundsätzliche Rechtsfragen geklärt werden müssen. 

Kosten des arbeitsrechtlichen Verfahrens

Ein wesentliches Merkmal des Arbeitsgerichtsverfahrens ist, dass in der ersten Instanz jede Partei ihre eigenen Anwaltskosten trägt, unabhängig vom Ausgang des Verfahrens. Die Gerichtskosten werden bei Vergleichen häufig geteilt. Falls eine Partei die Verfahrenskosten nicht selbst tragen kann, kann Prozesskostenhilfe beantragt werden. Oftmals übernimmt jedoch eine Rechtschutzversicherung die Kostentragung. 

Dauer eines arbeitsrechtlichen Verfahrens

Ein arbeitsgerichtliches Verfahren kann unterschiedlich lange dauern, es ist jedoch eher ein schnelles Verfahren. Eine Güteverhandlung findet meist innerhalb weniger Wochen nach Klageeinreichung statt, so dass die Verfahren im Falle einer Einigung in der Regel nach circa drei Monaten abgeschlossen sind.

Fazit – Warum anwaltliche Unterstützung entscheidend ist

Ein arbeitsrechtliches Verfahren erfordert fundierte Kenntnisse der rechtlichen Gestaltungsmöglichkeiten und Expertise in der Prozesstaktik, um das optimale Ergebnis zu erzielen. Eine frühzeitige Beratung kann helfen, Fehler zu vermeiden und die Erfolgschancen zu erhöhen.

Hinweis: Dieser Artikel ersetzt keine individuelle Rechtsberatung, sondern bietet eine erste Orientierung. Kontaktieren Sie mich gern, wenn Sie Fragen zu Ihrer konkreten Situation haben.