1. Der feine, aber entscheidende Unterschied zwischen Befund und Diagnose

Viele Patienten gehen davon aus, dass eine Diagnose eine objektive medizinische Wahrheit darstellt. Tatsächlich ist sie jedoch eine ärztliche Schlussfolgerung, die auf den erhobenen Befunden basiert.

  • Befund: Tatsächlich erhobene medizinische Messwerte, Laborergebnisse oder klinische Beobachtungen (z. B. Blutwerte, Röntgenbilder, sichtbare Verletzungen).
  • Diagnose: Ärztliche Bewertung des Befunds – eine Einschätzung, die richtig oder falsch sein kann.

Das bedeutet: Eine falsche Diagnose ist weniger problematisch als ein unzureichend erhobener oder fehlerhafter Befund! Ein Arzt kann eine Diagnose nur so gut stellen, wie die ihm vorliegenden Befunde es zulassen.

Beispiel für eine falsche Diagnose:

Ein Patient klagt über Rückenschmerzen. Der Arzt diagnostiziert einen Ischias-Syndrom, verordnet Medikamente, aber erhebt keine weiterführenden Befunde. Drei Tage später wird bei ihm eine schwerwiegende Infektion festgestellt, die eine Notoperation erfordert.
👉 Hier liegt ein Befunderhebungsfehler vor, da der Arzt den notwendigen Untersuchungen nicht nachgegangen ist.

2. Warum dieser Unterschied in der Berufsunfähigkeitsversicherung entscheidend ist

BU-Versicherer prüfen bei Leistungsanträgen genau, welche Beschwerden tatsächlich vorlagen und ob die gestellte Diagnose gerechtfertigt war.

💡 Das Problem: Viele Patienten entdecken erst beim Antrag auf eine BU-Rente, dass ihre Krankenakte Fehldiagnosen enthält – manchmal aus Abrechnungsgründen, manchmal aufgrund ärztlicher Fehlinterpretationen.

Ein falscher Eintrag kann Leistungen verhindern oder verzögern. BU-Versicherer hinterfragen insbesondere:

  • Welche Symptome hatte der Versicherte tatsächlich?
  • Welche Befunde wurden erhoben und dokumentiert?
  • War die Diagnose medizinisch gerechtfertigt oder basiert sie auf Mutmaßungen?

👉 Wichtig: Versicherer können falsche Diagnosen ignorieren, aber sie verlassen sich in der Regel auf dokumentierte Befunde. Deshalb zählt nicht die Diagnose an sich, sondern die Beschwerden, die der Patient gegenüber dem Arzt geschildert hat.


3. Wie Patienten sich schützen können – Konkrete Handlungstipps

🔎 1. Eigene Krankenakte prüfen

  • Beantragen Sie regelmäßig Ihre Krankenakte bei Ärzten und Krankenkassen.
  • Prüfen Sie, ob dort Diagnosen vermerkt sind, die Sie nie erhalten haben oder von denen Sie nichts wissen.

📋 2. Genau erklären, welche Beschwerden Sie haben

  • Ärzte dokumentieren häufig nur stichwortartig, was sie für relevant halten.
  • Schildern Sie Ihre Symptome ausführlich und achten Sie darauf, wie sie in die Akte eingetragen werden.
  • Bestehen Sie darauf, dass Ihre eigenen Formulierungen übernommen werden.

📑 3. Auf richtige Befunddokumentation bestehen

  • Fragen Sie gezielt nach: „Welche Befunde haben Sie erhoben?“
  • Falls keine Labor- oder Bildgebung gemacht wurde, kann es sein, dass die Diagnose auf Vermutungen beruht.
  • Bestehen Sie darauf, dass relevante Befunde erhoben werden, bevor eine Diagnose gestellt wird.

⚠️ 4. Fehler korrigieren lassen – aber richtig!

  • Falls eine falsche Diagnose in der Akte steht, bitten Sie den Arzt um eine Korrektur oder Klarstellung.
  • Verlangen Sie eine schriftliche Stellungnahme des Arztes, in der er bestätigt, dass die Diagnose irrtümlich oder nicht abschließend war.
  • Falls der Arzt nicht kooperiert: Dokumentieren Sie Ihre eigenen Anmerkungen und reichen Sie diese bei der Krankenkasse oder dem Versicherer ein.

🛡️ 5. Vorsicht bei Versicherungsanträgen

  • Bevor Sie eine Berufsunfähigkeitsversicherung oder private Krankenversicherung abschließen:
    Krankenakte einsehen. Unklare oder unzutreffende Diagnosen vorab klären. Mit dem Arzt besprechen, was in den Antragsformularen angegeben wird

Wer seine Befunde kennt, schützt sich vor falschen Diagnosen und Problemen mit Versicherungen

Ein falscher Eintrag in der Krankenakte kann schwerwiegende Folgen haben – vor allem, wenn es um eine Berufsunfähigkeitsversicherung oder eine Leistungsprüfung geht. Wichtig ist nicht, welche Diagnose ein Arzt gestellt hat, sondern welche Beschwerden tatsächlich bestanden und welche Befunde erhoben wurden.

👉 Deshalb sollten Patienten ihre Krankenakte regelmäßig überprüfen, eigene Beschwerden klar dokumentieren und sicherstellen, dass ärztliche Einträge korrekt sind.

Falls eine falsche Diagnose bereits zu Problemen geführt hat, kann es helfen, eine ärztliche Stellungnahme zur Richtigstellung einzuholen.

🔍 Wer seine medizinischen Unterlagen kennt, schützt seine Rechte!