1. Einleitung
Ein Testament ist ein essenzielles Instrument, um den eigenen Nachlass nach den persönlichen Vorstellungen zu regeln. Doch viele Menschen fragen sich, welche Kosten bei der Erstellung eines Testaments auf sie zukommen und ob sie überhaupt ein notarielles Testament benötigen. In bestimmten Fällen kann es auch sinnvoll sein, einen Anwalt hinzuzuziehen, der nicht nur rechtliche, sondern auch steuerliche Beratung bietet. In diesem Artikel erfahren Sie, wann ein notarielles Testament Pflicht ist, welche Kosten dabei entstehen und warum ein Anwalt oft die bessere Wahl für eine umfassende Nachlassplanung sein kann.
2. Arten von Testamenten und ihre Kosten
Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten, ein Testament zu erstellen:
2.1. Eigenhändiges Testament
- Das eigenhändige Testament muss vollständig handschriftlich verfasst und unterschrieben werden (§ 2247 BGB).
- Es fallen keine direkten Kosten an, außer eventuell für die Aufbewahrung beim Amtsgericht (ca. 75 EUR) und die spätere Eröffnung des Testaments nach dem Tod (ca. 100 EUR).
- Nachteile: Es fehlt die rechtliche und steuerliche Beratung. Fehlerhafte Formulierungen können zu Streitigkeiten unter den Erben führen oder das Testament unwirksam machen
2.2. Notarielles Testament
- Bei einem notariellen Testament wird der letzte Wille in einer notariellen Urkunde festgehalten (§ 2232 BGB).
- Die Kosten richten sich nach dem Gerichts- und Notarkostengesetz (GNotKG) und hängen vom Reinvermögen des Erblassers ab (Vermögen abzüglich Schulden).
3. Wann ist ein notarielles Testament erforderlich?
Ein notarielles Testament ist nicht zwingend vorgeschrieben, kann aber in bestimmten Fällen notwendig und sinnvoll sein:
3.1. Erleichterung des Erbnachweises
Ein notarielles Testament ersetzt den Erbschein (§ 35 GBO). Das spart den Erben Zeit und Kosten, insbesondere wenn Immobilien zum Nachlass gehören.
3.2. Vermeidung von Formfehlern
Da der Notar für die Einhaltung der formellen Anforderungen sorgt, wird das Risiko eines unwirksamen Testaments vermieden.
3.3. Besondere Nachlasskonstellationen
Bei komplexen Familienverhältnissen (Patchwork-Familien, Unternehmen im Nachlass) ist ein notarielles Testament oft die bessere Wahl, um klare und rechtlich wasserdichte Regelungen zu treffen.
Beispiel
Die Gebühren für ein notarielles Testament richten sich nach dem Wert des Nachlasses. Angenommen, das Reinvermögen beträgt 500.000 EUR, dann betragen die Notargebühren ca. 1.870 EUR (einschließlich der Kosten für die Registrierung beim Zentralen Testamentsregister und der Mehrwertsteuer). Je höher der Nachlasswert, desto höher die Gebühren.
4. Warum ein Anwalt bei der Testamentserstellung hilfreich ist
Obwohl ein notarielles Testament viele Vorteile bietet, gibt es Situationen, in denen die Beratung durch einen Anwalt vorteilhafter sein kann. Ein Anwalt für Erbrecht bietet nicht nur Unterstützung bei der rechtssicheren Gestaltung des Testaments, sondern auch bei der steuerlichen Optimierung des Nachlasses.
4.1. Bessere Gestaltungsmöglichkeiten
Ein Anwalt kann die individuellen Wünsche des Erblassers detaillierter berücksichtigen und komplexe Nachlassregelungen juristisch präzise formulieren. Dazu gehören:
- Berücksichtigung von Pflichtteilsansprüchen: Ein Anwalt kann helfen, Pflichtteilsansprüche zu minimieren oder Regelungen zu treffen, die Streitigkeiten unter den Erben vermeiden.
- Einrichtung von Vor- und Nacherbschaften: In bestimmten Fällen ist es sinnvoll, Erben nur unter bestimmten Bedingungen einzusetzen. Anwälte haben Erfahrung mit solchen Regelungen und können diese rechtlich korrekt umsetzen.
- Testamentsvollstreckung: Ein Anwalt kann als Testamentsvollstrecker vorgeschlagen werden oder bei der Formulierung der Vollstreckungsklausel unterstützen.
4.2. Steuerliche Beratung
Ein wesentlicher Vorteil eines Anwalts gegenüber einem Notar ist die Möglichkeit der steuerlichen Beratung. Ein gut gestaltetes Testament kann erhebliche Steuervorteile bringen:
- Ausnutzung von Freibeträgen: Ein Anwalt kann helfen, die Erbschaftsteuerfreibeträge optimal auszunutzen. Ehepartnern und Kindern stehen hohe Freibeträge zur Verfügung, die durch geschickte Vermögensaufteilung vollständig genutzt werden können.
- Schenkung zu Lebzeiten: Oft empfiehlt es sich, bereits zu Lebzeiten Vermögenswerte zu übertragen, um die spätere Erbschaftsteuerlast zu reduzieren. Ein Anwalt kann hierbei beraten und passende Lösungen entwickeln.
- Unternehmensnachfolge: Gehört ein Unternehmen zum Nachlass, können unter bestimmten Bedingungen erhebliche Steuervergünstigungen genutzt werden (§§ 13a und 13b ErbStG). Ein Anwalt, der im Erbrecht und Steuerrecht spezialisiert ist, sorgt dafür, dass alle rechtlichen und steuerlichen Aspekte berücksichtigt werden.
4.3. Flexibilität und persönliche Betreuung
Während ein Notar nur den letzten Willen beurkundet, den der Erblasser vorgibt, bietet ein Anwalt eine umfassendere Beratungsleistung, die flexibel auf die individuellen Bedürfnisse eingeht. Der Anwalt entwickelt maßgeschneiderte Lösungen, passt diese bei Bedarf an und begleitet den Erblasser oft über Jahre hinweg.
5. Fazit
Die Kosten eines Testaments hängen stark davon ab, ob es eigenhändig, notariell oder mithilfe eines Anwalts erstellt wird. Ein eigenhändiges Testament ist die günstigste Variante, birgt jedoch Risiken, da Formfehler und unklare Formulierungen häufig zu Streitigkeiten führen. Ein notarielles Testament bietet Rechtssicherheit und erleichtert den Erben die Abwicklung des Nachlasses, ist jedoch mit fixen Gebühren verbunden, die sich nach dem Nachlasswert richten.
Ein Anwalt bietet den Vorteil einer individuellen und umfassenden Beratung, die nicht nur rechtliche, sondern auch steuerliche Aspekte berücksichtigt. Gerade bei größeren Vermögen oder komplexen Familienverhältnissen kann die Unterstützung eines Anwalts langfristig Kosten sparen und den Nachlass optimal gestalten. Wer also Wert auf eine maßgeschneiderte Lösung legt und auch die steuerliche Belastung der Erben minimieren möchte, ist mit der Beratung durch einen spezialisierten Anwalt bestens beraten.
Dieser Rechtstipp ersetzt keine rechtliche oder steuerliche Beratung und bietet lediglich einen ersten Ausblick auf entsprechende Fragestellungen.