Die Nachfrage nach außergerichtlichen Konfliktlösungen und alternativen Rechtsberatungsformaten steigt. Laut einer Studie des Bundesjustizministeriums nutzen bereits über 40 % der Unternehmen in Deutschland Mediation oder alternative Verfahren zur Streitbeilegung, um langwierige Gerichtsverfahren zu vermeiden (BMJ, Evaluation des MediationsG, 2017). Doch auch Privatpersonen suchen vermehrt nach Lösungen, die schnelle, kosteneffiziente und individuell angepasste Wege bieten.

Dabei sind Begriffe wie Mediation, Legal Coaching oder Collaborative Law (CLP) oft nicht klar voneinander abgegrenzt. Welche Methode passt also zu Ihrer Situation?

1. Mediation – Der strukturierte Konfliktlösungsprozess

📌 Gesetzliche Grundlage: §§ 1 ff. MediationsG

Mediation ist ein freiwilliges, strukturiertes Verfahren zur Konfliktlösung. Ein nach dem MediationGesetz ausgebildeter, neutraler Mediator unterstützt die Parteien dabei, eine eigenverantwortliche Einigung zu finden. Er trifft keine Entscheidungen und gibt keine Rechtsberatung, weil der Mediator allparteilich ist, also nicht Ihre Rechte vertritt.

Mediation eignet sich für:
Familienrecht (Scheidung, Unterhalt, Sorgerecht)
Arbeitsrecht (innerbetriebliche Konflikte, Kündigungsstreit)
Wirtschaftsrecht (Gesellschafterstreit, Vertragsverhandlungen)

Vorteile: Vertraulichkeit, Kostenersparnis, nachhaltige Lösungen.

Nachteil: Keine juristische Aufklärung; Mediation kann deshalb auch von Nichtjuristen durchgeführt werden.

2. Legal Coaching – Juristische Beratung mit Strategie

📌 Grundlage: Ausbildungs-Akkreditierung und Zertifizierung von (Legal) Coaches durch die Berufsverbände für Coaches  (z.B. Kernkompetenzen und Ethikrichtlinie der ICF).

Legal Coaching ist ein individuelles, lösungsorientiertes Beratungsformat, das Ihnen hilft, Ihre Rechtslage zu verstehen, Optionen zu erkennen und sich für die beste zu entscheiden und eine Strategie zu entwickeln, wie diese idealerweise umgesetzt wird. Anders als bei der Mediation gibt der Legal Coach klare rechtliche Einschätzungen und Empfehlungen. Er vertritt als Anwalt Sie in er Durchsetzung Ihrer Rechte.

Legal Coaching eignet sich für:
Vertragsverhandlungen (z. B. Selbstständige, Start-ups)
Karriere & Arbeitsrecht (z. B. Abfindungsverhandlungen)
Lebensentscheidungen mit rechtlicher Tragweite (z. B. Erbrecht, Trennung)

Vorteile: Vertraulichkeit, nachhaltige Lösungen, ganzheitliche Rechtsberatung

Nachteil: Verwechslungsgefahr mit Karrierecoaching FÜR Juristen

3. Collaborative Law (CLP) – Das kooperative Verfahren für komplexe Streitfälle

📌 Grundlage: In Deutschland bisher nicht gesetzlich geregelt, aber in den USA und Großbritannien anerkannt

Beim Collaborative Law Process (CLP) arbeiten beide Parteien mit ihren eigenen rechtlichen Beratern zusammen. Es gibt eine vertragliche Vereinbarung, dass keine Partei vor Gericht zieht – stattdessen wird eine gemeinsame Lösungerarbeitet.

CLP eignet sich besonders für:
Scheidungen & Familienrecht (z. B. faire Vermögensaufteilung)
Unternehmensnachfolgen
Erbauseinandersetzungen

Vorteile: Juristische Begleitung ohne Eskalation, Zusammenarbeit statt Konfrontation, Kombination aus Mediation und Legal Coaching möglich

Nachteil: viele Beteiligte (Zeit- und Kostenintensiv)

4. Schieds- & Schlichtungsverfahren – Rechtliche Alternativen mit Entscheidungskompetenz

📌 Gesetzliche Grundlage:§§ 1025 ff. ZPO (Schiedsverfahren), Schlichtungsstellen nach § 204 BGB

Schlichtung und Schiedsverfahren sind Alternative Dispute Resolution (ADR)-Verfahren, die zwischen einer Mediation und einem Gerichtsprozess stehen:

  • Schlichtung: Eine neutrale Person schlägt eine Lösung vor – die Parteien entscheiden, ob sie diese annehmen.
  • Schiedsverfahren: Ein Schiedsrichter fällt eine verbindliche Entscheidung (ähnlich wie ein Richter).

Eignung:
Vertragsstreitigkeiten in Handel & Wirtschaft
Arzt- und Patientenstreitigkeiten (z. B. über ärztliche Behandlungsfehler)
Bau- und Mietrecht

Vorteil: optimale Ausbildung der Schlichtungsstellen durch die Berufskammern; Kostenreduzierend

Nachteil: oft zeitintensiv und niedrige Lösungsrate; juristische Aufklärung und Begleitung ist nicht vorgeschrieben und oft auch nicht Teil des Verfahrens

Fazit: Welches Format passt zu Ihnen?

  • Mediation → Sie und Ihr Gegner wollen sich schnell einigen, benötigen jedoch einen Moderator für einen strukturierten Prozess. Rechtsbeistand suchen Sie sich eventuell zusätzlich.
  • Legal Coaching → Sie und Ihr Gegner wollen sich nicht einigen; Sie suchen daher Ihren perfekten Rechtsbeistand, der Sie bei der Lösung, der Strategie und der Umsetzung coacht.
  • CLP → Sie und Ihr Gegner wollen sich grundsätzlich einigen ohne gerichtliche Eskalation; allerdings brauchen Sie beide zusätzlich eine juristische Begleitung.
  • Schieds-/Schlichtungsverfahren → Sie und Ihr Gegner sind gesetzlich verpflichtet oder wollen freiwillig zunächst versuchen, sich außerhalb des Gerichtes zu einigen. Rechtsbeistand suchen Sie sich eventuell zusätzlich.

📌 Tipp: Nicht jedes Verfahren eignet sich für jeden Fall. Lassen Sie sich qualifiziert beraten, um die beste Lösung für Ihren individuellen Fall zu finden!

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