Stichpunktliste für das Gespräch mit dem Gutachter
Allgemeine Hinweise zum Gespräch
- Ehrlich, aber präzise antworten – nichts beschönigen, aber auch nicht übertreiben.
- Eigene Einschränkungen klar und nachvollziehbar beschreiben.
- Bei Unklarheiten nachfragen – wenn eine Frage unverständlich ist, um eine Erklärung bitten.
- Nicht unter Druck setzen lassen – ruhig antworten und sich Zeit nehmen.
- Symptome und Einschränkungen realistisch darstellen, auch wenn sie von Tag zu Tag schwanken.
I. Allgemeine Beschwerden schildern
- Seit wann bestehen die Symptome?
- Wie haben sich die Beschwerden entwickelt?
- Welche ärztlichen Behandlungen wurden bereits durchgeführt?
- Gab es Verbesserungen oder Verschlechterungen?
II. Hauptsymptome und deren Auswirkungen auf den Alltag
1. Chronische Erschöpfung (Fatigue)
- Starke körperliche und geistige Erschöpfung nach geringster Anstrengung.
- Erholung durch Schlaf oder Ruhe nicht möglich.
- Selbst einfache Tätigkeiten wie Einkaufen oder Spazierengehen führen zu starker Erschöpfung.
- Unregelmäßige Leistungseinbrüche, die nicht vorhersehbar sind.
- Post-Exertional Malaise (PEM): Symptome verschlechtern sich nach Belastung oft für mehrere Tage.
2. Kognitive Einschränkungen („Brain Fog“)
- Konzentrationsprobleme: Kann mich nicht lange auf eine Aufgabe fokussieren.
- Vergesslichkeit – oft Schwierigkeiten, Gespräche oder Aufgaben nachzuvollziehen.
- Langsame Verarbeitung von Informationen – brauche länger für Entscheidungen.
- Verwechslung von Worten, Wortfindungsstörungen.
- Schwierigkeiten, mehrere Dinge gleichzeitig zu verarbeiten.
3. Atemwegsprobleme und körperliche Belastbarkeit
- Atemnot bereits bei geringer Anstrengung.
- Anhaltendes Engegefühl in der Brust.
- Körperliche Schwäche, muskuläre Erschöpfung schon nach kurzer Aktivität.
- Kreislaufprobleme (Schwindel, Benommenheit).
4. Psychische Belastungen und emotionale Instabilität
- Depressive Verstimmungen durch die andauernde Krankheit.
- Angstgefühle, Unsicherheiten, Sorgen um die Zukunft.
- Niedrige Stressresistenz – selbst kleinere Probleme überfordern schnell.
- Rückzug aus sozialen Kontakten aufgrund fehlender Energie.
III. Auswirkungen auf die Berufstätigkeit
- Wie sah der frühere Berufsalltag aus? Welche Anforderungen bestanden?
- Warum ist eine Rückkehr nicht möglich?
- Fehlende Belastbarkeit für mehrstündiges Arbeiten.
- Konzentrationsprobleme verhindern selbst einfache Büroaufgaben.
- Kognitive Defizite führen zu Fehlentscheidungen und Unsicherheiten.
- Selbstständige Aufgabenbearbeitung kaum noch möglich.
- Arbeitsabläufe können nicht mehr strukturiert und zuverlässig durchgeführt werden.
IV. Tagesablauf schildern (realistisch!)
- Wie sieht ein typischer Tag aus?
- Wann tritt die Erschöpfung auf?
- Welche Aktivitäten sind kaum oder gar nicht mehr möglich?
- Wie oft muss eine Pause eingelegt werden?
- Welche alltäglichen Aufgaben sind nicht mehr machbar?
- Kochen, Einkaufen, Haushalt, soziale Aktivitäten etc.
V. Fragen des Gutachters – mögliche Antworten vorbereiten
- „Haben Sie sich an die Symptome gewöhnt?“
- Nein, die Beschwerden sind anhaltend und nicht durch Gewöhnung ausgleichbar.
- „Könnten Sie in einem anderen Beruf arbeiten?“
- Nein, auch einfache Tätigkeiten überfordern mich kognitiv und körperlich.
- Erklärungen liefern: Konzentrationsprobleme, Erschöpfung, körperliche Beschwerden.
- „Könnten Sie wenigstens stundenweise arbeiten?“
- Nein, da ich nicht planbar belastbar bin und mich nach Anstrengung lange erholen muss.
- „Haben Sie Freizeitaktivitäten?“
- Nur stark eingeschränkt – keine kontinuierliche Aktivität möglich.
VI. Wichtige Punkte für den Abschluss des Gesprächs
- Zusammenfassend betonen:
- Es handelt sich um eine anhaltende Erkrankung mit erheblichen funktionellen Einschränkungen.
- Die Beschwerden sind nicht willentlich beeinflussbar oder durch Training verbesserbar.
- Es gibt keine realistische Perspektive auf eine Besserung im Sinne einer Wiederaufnahme der Arbeit.
- Falls der Gutachter Zweifel äußert oder Verharmlosungen andeutet, ruhig bleiben und die eigene Wahrnehmung klar schildern.
- Nachfragen: Werden alle Einschränkungen in das Gutachten aufgenommen?
Diese Liste dient als Orientierung für das Gespräch mit dem Gutachter und hilft dabei, die eigene Situation klar und überzeugend darzustellen.