Ein Strafbefehl ist eine vereinfachte Form der Verurteilung, die ohne Gerichtsverhandlung erlassen wird. Oft überrascht er die Betroffenen, da sie bis dahin von den Ermittlungen nichts mitbekommen haben. Obwohl ein Strafbefehl eine schnelle und unbürokratische Lösung darstellen soll, kann er weitreichende Konsequenzen haben. In diesem Rechtstipp erfahren Sie, was ein Strafbefehl ist, wie Sie ihn prüfen und wie Sie richtig reagieren.
1. Was ist ein Strafbefehl?
Der Strafbefehl ist ein rechtliches Instrument, mit dem das Gericht auf Antrag der Staatsanwaltschaft eine Strafe verhängt, ohne eine Hauptverhandlung durchzuführen. Er kommt insbesondere bei leichteren Straftaten wie Diebstahl, Betrug, Beleidigung oder Verkehrsdelikten zum Einsatz.
Inhalte eines Strafbefehls:
- Angaben zu Ihrer Person.
- Beschreibung der Tat und der rechtlichen Einstufung (z. B. Diebstahl nach § 242 StGB).
- Festgelegte Strafe (z. B. Geldstrafe oder Fahrverbot).
Mit Zustellung des Strafbefehls gelten Sie vorläufig als verurteilt. Erst wenn Sie keine Einspruchsfrist wahrnehmen, wird der Strafbefehl rechtskräftig und mit einem Urteil vergleichbar.
2. Zustellung ernst nehmen und die Frist wahren
Nach Erhalt des Strafbefehls haben Sie zwei Wochen Zeit, um Einspruch einzulegen. Diese Frist ist zwingend einzuhalten. Lassen Sie die Frist verstreichen, wird der Strafbefehl rechtskräftig, und die verhängte Strafe muss akzeptiert werden.
Tipp: Reagieren Sie sofort nach Zustellung, auch wenn Sie den Strafbefehl für falsch halten. Der Einspruch kann später zurückgezogen werden, wenn sich herausstellt, dass der Strafbefehl gerechtfertigt war.
3. Keine voreiligen Zahlungen leisten
Die meisten Strafbefehle beinhalten Geldstrafen, die in Tagessätzen angegeben werden (z. B. „50 Tagessätze zu je 30 Euro“). Viele Betroffene zahlen die Summe aus Angst oder Unsicherheit sofort. Das kann jedoch Nachteile mit sich bringen:
- Rechtskräftigkeit: Mit der Zahlung erkennen Sie den Strafbefehl an, und eine nachträgliche Anfechtung ist nicht mehr möglich.
- Eintrag ins Führungszeugnis: Bei höheren Tagessätzen kann ein Eintrag ins Führungszeugnis folgen, was negative Auswirkungen auf Ihre berufliche Zukunft haben kann.
Tipp: Bezahlen Sie nicht, bevor Sie sich von einem Anwalt beraten lassen haben.
4. Prüfen Sie die Vorwürfe genau
Ein Strafbefehl basiert auf den Ergebnissen der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft. Diese können fehlerhaft oder unvollständig sein. Gemeinsam mit einem Anwalt sollten Sie prüfen:
- Die Tatbeschreibung: Entspricht die Schilderung der tatsächlichen Ereignisse? Gibt es Widersprüche oder Ungenauigkeiten?
- Beweise: Sind die Beweise ausreichend, um den Vorwurf zu stützen?
- Die Höhe der Strafe: Ist die verhängte Strafe angemessen? Oftmals werden überzogene Geldstrafen oder Nebenstrafen wie Fahrverbote verhängt, die rechtlich angreifbar sind.
5. Einspruch einlegen – Wann lohnt es sich?
Ein Einspruch ist sinnvoll, wenn:
- Sie sich unschuldig fühlen. Ein Strafbefehl kann auch bei unzureichender Beweislage erlassen werden. In der Hauptverhandlung haben Sie die Chance, Ihre Sicht der Dinge darzustellen.
- Die Strafe unangemessen erscheint. Besonders bei hohen Geldstrafen, Fahrverboten oder der Gefahr eines Eintrags ins Führungszeugnis kann ein Einspruch sinnvoll sein.
- Fehler im Verfahren vorliegen. Formfehler oder unzureichende Begründungen im Strafbefehl können dazu führen, dass dieser unwirksam wird.
Ein Anwalt wird den Strafbefehl prüfen und Ihnen eine Empfehlung geben, ob ein Einspruch erfolgversprechend ist. Ist der Einspruch erfolgreich, kommt es zu einer Hauptverhandlung, in der das Gericht die Sachlage neu bewertet.
6. Risiken eines Einspruchs
Ein Einspruch sollte nicht leichtfertig eingelegt werden, da er auch Risiken birgt:
- Höheres Strafmaß: In der Hauptverhandlung kann das Gericht eine höhere Strafe verhängen, wenn sich der Tatvorwurf bestätigt.
- Prozesskosten: Ein Einspruch führt zu einer Verhandlung, bei der im Falle einer Verurteilung zusätzliche Kosten auf Sie zukommen.
Ihr Anwalt kann die Erfolgsaussichten Ihres Einspruchs realistisch einschätzen und Ihnen eine klare Empfehlung geben.
7. Welche Konsequenzen hat ein Strafbefehl?
Ein rechtskräftiger Strafbefehl hat ähnliche Konsequenzen wie ein Urteil. Dazu gehören:
- Eintrag ins Führungszeugnis: Ab einer bestimmten Höhe (90 Tagessätze oder mehr) wird der Strafbefehl im Führungszeugnis vermerkt.
- Negative Auswirkungen auf die berufliche Zukunft: Besonders für Personen in sensiblen Berufen wie Lehrer, Polizisten oder Bankangestellte kann ein Eintrag problematisch sein.
- Finanzielle Belastungen: Die verhängte Geldstrafe kann erheblich sein, vor allem bei einer hohen Anzahl von Tagessätzen.
8. Möglichkeiten zur Milderung der Strafe
Falls Sie sich dazu entscheiden, den Strafbefehl zu akzeptieren, gibt es dennoch Möglichkeiten, die Strafe abzumildern:
- Ratenzahlung: Bei hohen Geldstrafen können Sie eine Zahlung in Raten beantragen, um die finanzielle Belastung zu verteilen.
- Berücksichtigung besonderer Umstände: Falls Sie in einer schwierigen finanziellen Lage sind, können Sie mit Unterstützung Ihres Anwalts eine Reduzierung der Tagessätze beantragen.
Fazit: Prüfen, abwägen und handeln
Ein Strafbefehl ist kein Grund zur Panik, aber Sie sollten ihn ernst nehmen. Die richtigen Schritte sind:
- Fristen einhalten und sofort handeln.
- Keine Zahlungen leisten, bevor der Fall geprüft wurde.
- Einen Anwalt einschalten, um den Strafbefehl rechtlich zu überprüfen.
Mit der richtigen Vorgehensweise können Sie Ihre Rechte wahren und negative Folgen minimieren.