Der Bau eines Eigenheims ist nicht nur eine große finanzielle, sondern auch eine emotionale Investition. Um Planungssicherheit zu gewährleisten, verlassen sich viele Bauherren auf einen Kostenvoranschlag. Doch manchmal entwickeln sich die Baukosten anders als erwartet und sprengen das kalkulierte Budget. Im Folgenden erfahren Sie, welche rechtlichen Möglichkeiten Ihnen in solchen Situationen zur Verfügung stehen.

Typische Auslöser für steigende Baukosten

Plötzliche Preissteigerungen bei Bauvorhaben sind keine Seltenheit und können durch verschiedene Faktoren bedingt sein:

  • Materialkosten-Anstieg: Lieferengpässe oder steigende Rohstoffpreise treiben die Kosten für Baumaterialien in die Höhe.

  • Fehlerhafte Planung: Eine unvollständige oder ungenaue Kalkulation kann bedeuten, dass wesentliche Kosten nicht berücksichtigt werden.

  • Änderungen im Bauablauf: Nachträgliche Anpassungen wie hochwertigere Materialien oder zusätzliche Arbeiten führen oft zu deutlichen Mehrkosten.

  • Unvorhersehbare Verzögerungen: Externe Einflüsse wie schlechtes Wetter oder nicht erteilte Genehmigungen verzögern den Bau und erhöhen die Ausgaben.

Um unerwartete Kosten zu vermeiden, sind eine gründliche Planung und eine präzise Kalkulation unerlässlich.

Was umfasst ein Kostenvoranschlag?

Ein Kostenvoranschlag, genauer „Kostenanschlag“ nach § 649 BGB, ist eine unverbindliche Einschätzung der voraussichtlichen Baukosten. Er soll Bauherren Orientierung bieten, ist jedoch keine feste Preisgarantie. Dennoch existieren gesetzliche Vorgaben, die Bauherren vor willkürlichen und übermäßigen Preissteigerungen schützen sollen.

Rechtliche Handlungsoptionen für Bauherren

Sollten die Baukosten erheblich steigen, können Bauherren auf verschiedene rechtliche Maßnahmen zurückgreifen:

  • Prüfung der Kostenüberschreitung: Eine Erhöhung um bis zu 20 % gilt häufig als zumutbar. Liegt die Steigerung darüber, sollte diese genau untersucht werden.

  • Informationspflicht: Der Bauunternehmer ist dazu verpflichtet, Bauherren frühzeitig über erhebliche Kostensteigerungen zu informieren. Werden diese Informationen nicht rechtzeitig weitergegeben, kann der Bauherr sich auf § 650 Abs. 2 BGB berufen und eine Anpassung der Vergütung verweigern.

  • Vertragliche Vereinbarungen: Liegt ein Festpreisvertrag vor, darf der Bauherr Nachforderungen ablehnen. Ist jedoch lediglich ein Kostenvoranschlag vereinbart, können unter bestimmten Umständen nachträgliche Preisanpassungen gerechtfertigt sein.

  • Unzureichende Kalkulation: Bei gravierenden Fehlern in der Kostenschätzung des Bauunternehmers haben Bauherren die Möglichkeit, eine Preisanpassung zu fordern oder im Extremfall vom Vertrag zurückzutreten.

Maßnahmen zur Kostenkontrolle

Mit folgenden Vorkehrungen können Bauherren unvorhersehbaren Kosten entgegenwirken:

  • Festpreisvereinbarung: Verhandeln Sie einen Festpreisvertrag, um sich vor späteren Nachforderungen abzusichern.

  • Detaillierte Baubeschreibung: Lassen Sie sich eine präzise Leistungsbeschreibung ausstellen, um Missverständnisse zu vermeiden.

  • Kostenobergrenze: Legen Sie eine schriftliche Zustimmungspflicht für größere Abweichungen fest.

  • Regelmäßige Kontrolle: Überwachen Sie den Baufortschritt und die Entwicklung der Kosten, um bei Bedarf frühzeitig eingreifen zu können.

  • Vergleichsangebote: Holen Sie sich mehrere Kostenvoranschläge, um unrealistische Preisangaben zu identifizieren.

  • Sachverständige hinzuziehen: Ein unabhängiger Experte kann Ihnen helfen, unrechtmäßige Kostensteigerungen zu erkennen und anzufechten.

  • Rechtsberatung: Lassen Sie sich bei Zweifeln frühzeitig juristisch beraten, um Ihre Rechte geltend zu machen.

Fazit

Ungeplante Kostensteigerungen bei Bauprojekten belasten nicht nur finanziell, sondern führen oft auch zu juristischen Streitigkeiten. Wer jedoch von Anfang an gut informiert ist, Verträge sorgfältig prüft und klare Regelungen trifft, kann vielen Problemen vorbeugen. Bei drastischen Kostenüberschreitungen stehen Ihnen rechtliche Möglichkeiten zur Verfügung, um unrechtmäßige Forderungen abzuwehren. Eine individuelle juristische Beratung ist hier oft der Schlüssel, um Ihre Interessen zu wahren und unnötige Fehler zu vermeiden.

Kontaktieren Sie mich jederzeit, um Ihre Situation zu besprechen, Fragen zu klären und die nächsten Schritte zu planen. Ich berate Sie gerne.

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