Vorbehaltsgemeinden in Tirol: Der Umgang mit Freizeitwohnsitzen in Tirol

In Tirol, einer der begehrtesten Regionen Österreichs, stellt der Umgang mit Freizeitwohnsitzen eine zentrale Herausforderung für die Raumordnung und die regionale Entwicklung dar. In vielen Gemeinden hat der Anstieg von Freizeitwohnsitzen zu erheblichen Spannungen geführt, insbesondere in Hinblick auf die Verfügbarkeit von Wohnraum für Einheimische und den Erhalt des sozialen Gefüges. Um dieser Problematik entgegenzuwirken, gibt es in Tirol sogenannte Vorbehaltsgemeinden, die sich durch strikte Reglementierungen hinsichtlich des Erwerbs und der Nutzung von Freizeitwohnsitzen auszeichnen.

Was sind Vorbehaltsgemeinden in Tirol?

Vorbehaltsgemeinden sind Gemeinden, in denen der Anteil an Freizeitwohnsitzen bereits einen kritischen Wert überschritten hat und in denen der Zuzug oder die Schaffung weiterer Freizeitwohnsitze stark eingeschränkt oder sogar verboten ist. Diese Maßnahme wurde durch das Tiroler Raumordnungsgesetz ermöglicht, das darauf abzielt, den permanenten Wohnraum zu schützen und die Lebensqualität der einheimischen Bevölkerung zu sichern.

In Vorbehaltsgemeinden dürfen Wohnungen und Häuser in der Regel nicht als Freizeitwohnsitz genutzt werden. Dies gilt auch für den Kauf von Liegenschaften durch Nicht-Einheimische, die beabsichtigen, diese als Zweitwohnsitz zu nutzen. Eine solche Regelung soll verhindern, dass sich der Trend der "Verdrängung" weiter fortsetzt, bei dem Immobilien zu Spekulationsobjekten werden und die Preise für Einheimische in die Höhe treiben.

Im Jahr 2022 wurde durch die Tiroler Landesregierung 142 Gemeinden per Verordnung zu Vorbehaltsgemeinden erklärt. In diesen Gemeinden ist der Druck auf den Wohnungsmarkt besonders hoch. 

Auswirkungen des Freizeitwohnsitzbooms

Der Boom der Freizeitwohnsitze in Tirol hat mehrere tiefgreifende Auswirkungen. Einerseits profitieren viele Gemeinden und Regionen wirtschaftlich von einem wachsenden Tourismus, der mit einer hohen Nachfrage nach Zweitwohnsitzen einhergeht. Auf der anderen Seite stehen die steigenden Immobilienpreise und die damit verbundene Wohnungsnot für die lokale Bevölkerung. Vor allem junge Menschen und Familien finden es zunehmend schwieriger, bezahlbaren Wohnraum zu finden, da der Markt von Freizeitwohnsitzen dominiert wird.

In vielen Tiroler Gemeinden liegt der Anteil an Freizeitwohnsitzen bereits deutlich über dem nationalen Durchschnitt. Besonders stark betroffen sind touristisch stark frequentierte Orte wie Kitzbühel, Ischgl oder St. Anton. Hier könnte der Anteil der (illegalen) Zweitwohnsitze bis zu 50 % oder mehr des gesamten Immobilienbestands ausmachen, was zu einer "Verödung" der Gemeinden führt. Außerhalb der touristischen Saison sind diese Orte oft menschenleer, was negative Auswirkungen auf das Gemeinschaftsleben und die lokale Wirtschaft hat.

Maßnahmen der Vorbehaltsgemeinden in Tirol

Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, greifen Vorbehaltsgemeinden zu verschiedenen Maßnahmen. Dazu zählen neben dem Verbot neuer Freizeitwohnsitze auch strengere Kontrollen, um sicherzustellen, dass bestehende Freizeitwohnsitze ordnungsgemäß gemeldet und besteuert werden. Darüber hinaus gibt es Bemühungen, Anreize für die Schaffung von Hauptwohnsitzen zu schaffen, etwa durch Förderprogramme für den Bau von Mietwohnungen oder den Kauf von Erstwohnsitzen durch Einheimische.

Einige Gemeinden setzen auch auf kreative Lösungen, wie etwa die Umwidmung von Freizeitwohnsitzen in touristische Vermietungseinheiten. Auf diese Weise können die Wohnungen weiterhin wirtschaftlich genutzt werden, ohne den Wohnungsmarkt zusätzlich zu belasten. Diese Maßnahmen sollen langfristig dazu beitragen, die Balance zwischen dem Bedarf an Freizeitwohnsitzen und dem Schutz der Wohnraumressourcen für die lokale Bevölkerung zu wahren.

Herausforderungen auf die Vorbehaltsgemeinden und Freizeitwohnsitz in Tirol

Trotz der Bemühungen gibt es auch kritische Stimmen. Einige Eigentümer von Freizeitwohnsitzen sehen die Regulierungen als Eingriff in ihre Eigentumsrechte und beklagen, dass ihnen die Möglichkeit genommen wird, ihre Immobilien frei zu nutzen. Andere argumentieren, dass die Maßnahmen nicht weit genug gehen und dass der Druck auf den Wohnungsmarkt weiter steigen wird, solange es keine flächendeckende, strenge Regulierung von Freizeitwohnsitzen gibt.

Zudem stehen viele Vorbehaltsgemeinden vor der Herausforderung, wie sie den bestehenden Bestand an Freizeitwohnsitzen managen sollen. Während der Neubau oder die Schaffung neuer Freizeitwohnsitze kontrolliert wird, bleibt die Frage offen, wie mit bestehenden Freizeitwohnsitzen umgegangen werden soll. Hier wird oft eine genaue Kontrolle und Besteuerung gefordert, um Missbrauch zu verhindern und die Gemeinden finanziell zu entlasten.

Die Einführung von Vorbehaltsgemeinden in Tirol stellt einen wichtigen Schritt im Umgang mit der Freizeitwohnsitzproblematik dar. Sie zeigen, dass eine Balance zwischen wirtschaftlicher Entwicklung und dem Schutz der einheimischen Bevölkerung möglich ist. Dennoch bleibt die Herausforderung groß, vor allem angesichts des hohen Drucks auf den Immobilienmarkt und der wachsenden touristischen Attraktivität Tirols. Langfristig wird es darauf ankommen, wie gut es den Gemeinden gelingt, die Interessen der Einheimischen und der Zweitwohnsitzbesitzer in Einklang zu bringen und den Wohnungsmarkt nachhaltig zu regulieren.

Hier mehr zum Freizeitwohnsitz Tirol!