Die Einbeziehung von LGBT-Personen (für Herrn Söder zur Übersetzung: Lesbian Gay Bisexual Transgender) in die Gesellschaft und ihre Gleichstellung sind nicht nur moralische und rechtliche Verpflichtungen, sondern haben auch vielfältige positive Auswirkungen auf die gesamte Volkswirtschaft. Es geht nicht um einen "Gender-Gaga" Herr Söder, sondern die Inklusion steht im Einklang mit dem Böckenförde-Diktum, das darauf hinweist, dass ein freiheitlicher Staat von Voraussetzungen lebt, die er selbst nicht garantieren kann. Diese Voraussetzungen bestehen unter anderem aus sozialem Zusammenhalt, Vielfalt und Akzeptanz, die durch die Einbeziehung von Minderheiten gestärkt werden. Und dabei geht es eben nicht nur um bayerische Minderheiten, um einen bayerischen Gaga, sondern um mehr.

1. Förderung von sozialem Zusammenhalt und demokratischen Werten

Laut dem Böckenförde-Diktum kann ein freiheitlicher Staat nur dann erfolgreich funktionieren, wenn er auf externe gesellschaftliche Werte und Normen angewiesen ist, die nicht gesetzlich verordnet werden können. Die Inklusion von LGBT-Personen fördert den sozialen Zusammenhalt, indem sie die Vielfalt anerkennt und die Akzeptanz verschiedener Lebensweisen stärkt. Diese Akzeptanz liefert die notwendigen moralischen Grundlagen, auf die ein Staat angewiesen ist, um stabil und gerecht zu bleiben.

2. Wirtschaftliche Vorteile durch Diversität

Studien haben gezeigt, dass Diversität in der Arbeitswelt die Kreativität und Innovationsfähigkeit steigert. Eine Untersuchung des Boston Consulting Group aus dem Jahr 2018 fand heraus, dass Unternehmen mit einer hohen Diversität in Führungspositionen um 19 % höhere Innovationserlöse erzielen als Unternehmen mit geringer Diversität. Die Inklusion von LGBT-Personen trägt somit maßgeblich dazu bei, die Innovationsfähigkeit und Wettbewerbsfähigkeit eines Landes zu steigern und damit positive Auswirkungen auf die Volkswirtschaft zu haben.

3. Erhöhung der Arbeitszufriedenheit und Produktivität

Arbeitsplätze, an denen alle Mitarbeiter – unabhängig von ihrer sexuellen Identität – gleichbehandelt werden, tragen zu höherer Arbeitszufriedenheit und damit Produktivität bei. Laut einer Studie des Williams Institute an der UCLA School of Law führt die Diskriminierung von LGBT-Mitarbeitern zu einem Verlust von Produktivität und einer erhöhten Fluktuation der Arbeitskräfte.

4. Verringerung sozialer und gesundheitlicher Kosten

Die Diskriminierung von LGBT-Personen kann erhebliche soziale und gesundheitliche Kosten verursachen. Stigmatisierung und Diskriminierung führen oft zu psychischem Stress und gesundheitlichen Problemen, die das Gesundheitssystem belasten [[American Journal of Public Health: “Elevated Odds of Suicide Attempts Among Victims of Anti–LGBT Bias in the United States”, 2011]]. Die Einbeziehung und Unterstützung dieser Gruppen kann solche Kosten verringern und die allgemeine Gesundheit der Bevölkerung verbessern.

Fazit

Die Inklusion von LGBT-Personen fördert nicht nur den sozialen Zusammenhalt und die moralischen Grundlagen, die ein Staat braucht, um stabil zu sein – wie es das Böckenförde-Diktum verlangt –, sondern trägt auch erheblich zu ökonomischen Vorteilen bei. Durch die Förderung von Diversität, die Erhöhung der Arbeitszufriedenheit und Produktivität sowie die Verringerung sozialer und gesundheitlicher Kosten wird die Volkswirtschaft gestärkt. Dies zeigt, dass die Einbeziehung von LGBT-Personen nicht nur ein moralischer Imperativ, sondern auch ein wirtschaftlich und politisch kluger Vorteil sind. Getreu dem kant`schen Imperativ:

Handle stets so, daß du die Menschheit sowohl in deiner Person, als in der Person eines jeden andern jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel brauchest.

Und für alle diejenigen, die jetzt meinen, ich hätte anstatt von LGBT-Personen von LGBTQIA+-Personen sprechen sollen, sei versichert, dass ich beim nächsten Beitrag alle Buchstaben des Alphabets verwenden werde.

Ihr Markus Czech

Fachanwalt für Arbeitsrecht in Freiburg im Breisgau