Eine Verhaftung ist eine der stressigsten Situationen, in die man geraten kann. Ob Sie zu Unrecht verdächtigt oder aufgrund einer tatsächlichen Tat festgenommen werden – in diesem Moment kommt es darauf an, klug zu handeln und Ihre Rechte zu kennen. Dieser Rechtstipp zeigt Ihnen, wie Sie sich bei einer Verhaftung verhalten sollten, welche Fehler Sie vermeiden müssen und wie Sie Ihre Verteidigung optimal vorbereiten.


1. Verhaftung: Die rechtliche Grundlage

Die Polizei darf Sie nur verhaften, wenn:

  • Ein Haftbefehl vorliegt, der von einem Richter ausgestellt wurde, oder
  • Sie auf frischer Tat ertappt werden, oder
  • ein dringender Tatverdacht besteht und Fluchtgefahr oder Verdunkelungsgefahr befürchtet wird.

Ein Haftbefehl muss Ihnen auf Verlangen vorgelegt werden. Fehlt dieser, sollten Sie dies unbedingt später protokollieren lassen, da es rechtliche Konsequenzen für das Verfahren haben kann.


2. Ruhe bewahren – keine Aussagen machen

Der wichtigste Grundsatz bei einer Verhaftung lautet: Schweigen ist Ihr Recht. Sie sind nicht verpflichtet, der Polizei gegenüber etwas zu Ihrer Verteidigung zu sagen. Auch scheinbar harmlose Informationen können gegen Sie verwendet werden.

Vermeiden Sie:

  • Emotionale Ausbrüche, die Ihre Situation verschärfen könnten.
  • Rechtfertigungen oder Erklärungen, die missverstanden werden könnten.
  • Aussagen über Details, die Ihnen später zum Nachteil gereichen könnten.

Tipp: Sagen Sie ruhig und bestimmt: „Ich mache keine Aussage, bevor ich mit meinem Anwalt gesprochen habe.“


3. Recht auf einen Anwalt einfordern

Nach Ihrer Verhaftung haben Sie das Recht auf Anwaltlichen Beistand. Dies gilt unabhängig davon, ob Sie sich schuldig oder unschuldig fühlen. Die Polizei darf Sie nicht dazu drängen, auf einen Anwalt zu verzichten. Bestehen Sie auf Ihr Recht, einen Strafverteidiger zu konsultieren, bevor Sie weitere Schritte unternehmen.

Ein erfahrener Anwalt wird:

  • Akteneinsicht beantragen, um die Beweislage zu prüfen.
  • Ihre Rechte im Haftverfahren schützen.
  • Sie auf die beste Strategie für das weitere Verfahren vorbereiten.

4. Die Vorführung vor den Richter

Nach einer Verhaftung muss die Polizei Sie innerhalb von spätestens 48 Stunden einem Haftrichter vorführen. Dieser prüft:

  • Ob die Verhaftung rechtmäßig war.
  • Ob ein dringender Tatverdacht besteht.
  • Ob Untersuchungshaft angeordnet wird.

Ihr Anwalt kann hier beantragen, den Haftbefehl aufzuheben oder außer Vollzug zu setzen. Es ist wichtig, dass Sie zu diesem Zeitpunkt bereits einen Strafverteidiger eingeschaltet haben, der Ihre Interessen vertritt.


5. Rechte während der Untersuchungshaft

Wenn der Richter Untersuchungshaft anordnet, behalten Sie dennoch wichtige Rechte:

  • Kontakt zu Ihrem Anwalt: Sie dürfen jederzeit mit Ihrem Verteidiger sprechen, ohne dass die Gespräche überwacht werden.
  • Schutz vor Selbstbelastung: Sie sind nicht verpflichtet, bei Vernehmungen mitzuwirken.
  • Regelmäßige Überprüfung der Haftgründe: Der Haftbefehl wird in regelmäßigen Abständen geprüft, um sicherzustellen, dass die Haft weiterhin rechtmäßig ist.

Tipp: Nutzen Sie die Zeit in der Haft, um mit Ihrem Anwalt eine Verteidigungsstrategie zu entwickeln.


6. Fehler, die Sie unbedingt vermeiden sollten

a) Panikreaktionen: Vermeiden Sie es, sich der Verhaftung zu widersetzen. Körperliche Gegenwehr oder Fluchtversuche können zu zusätzlichen Anklagepunkten führen, z. B. Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte.

b) Gespräche mit anderen Insassen: Sprechen Sie in der Haft nicht über den Tatvorwurf oder Details des Falls. Diese Informationen könnten später gegen Sie verwendet werden.

c) Verzicht auf anwaltliche Beratung: Auch wenn Sie sich sicher sind, dass es sich um ein Missverständnis handelt, sollten Sie keinesfalls auf anwaltliche Unterstützung verzichten.


7. Strategien zur Verteidigung

Nach der Verhaftung ist es wichtig, die nächsten Schritte strategisch zu planen. Ein Strafverteidiger wird:

  • Überprüfen, ob die Verhaftung und die Untersuchungshaft rechtlich korrekt waren.
  • Fehler im Ermittlungsverfahren aufdecken, z. B. unrechtmäßige Beweiserhebungen.
  • Gegebenenfalls Haftbeschwerde einlegen, um eine Freilassung zu erreichen.

Je nach Tatvorwurf und Beweislage wird Ihr Anwalt eine individuelle Verteidigungsstrategie entwickeln, die darauf abzielt, die Vorwürfe zu entkräften oder mildernde Umstände geltend zu machen.


8. Was tun bei unrechtmäßiger Verhaftung?

Sollte sich herausstellen, dass Ihre Verhaftung zu Unrecht erfolgte, haben Sie Anspruch auf Entschädigung. Dies gilt insbesondere bei:

  • Ungerechtfertigter Untersuchungshaft.
  • Verletzung Ihrer Rechte durch die Polizei.

Ihr Anwalt kann in diesem Fall einen Antrag auf Haftentschädigung stellen. Pro Tag unrechtmäßiger Haft steht Ihnen nach deutschem Recht ein finanzieller Ausgleich zu.


Fazit: Ihre Rechte sind Ihr Schutz

Eine Verhaftung ist eine ernste Situation, aber Sie sind nicht schutzlos. Die wichtigsten Schritte sind:

  1. Ruhe bewahren und keine Aussagen machen.
  2. Sofort einen Strafverteidiger einschalten.
  3. Ihre Rechte kennen und geltend machen.

Mit einem erfahrenen Anwalt an Ihrer Seite können Sie sicherstellen, dass das Verfahren korrekt abläuft und Ihre Chancen auf eine positive Lösung maximiert werden.