In der Ära von Social Media und Livestreams stehen Privatpersonen vor neuen Herausforderungen, wenn es um den Schutz ihrer Persönlichkeitsrechte geht. Besonders kritisch wird es, wenn persönliche Gespräche, beispielsweise über WhatsApp, ohne Zustimmung öffentlich wiedergegeben werden. Was viele nicht wissen: Das gesprochene Wort steht unter besonderem Schutz, und dessen Veröffentlichung ohne Zustimmung kann schwerwiegende rechtliche Konsequenzen haben. Dieser Artikel erklärt, welche Rechte Sie in solchen Fällen haben und wie Sie sich gegen die unautorisierte Wiedergabe Ihrer Sprachnachrichten zur Wehr setzen können.


1. Das Recht am gesprochenen Wort

Das Recht am gesprochenen Wort ist ein wesentlicher Bestandteil des allgemeinen Persönlichkeitsrechts, das in Deutschland durch Art. 2 Abs. 1 in Verbindung mit Art. 1 Abs. 1 Grundgesetz (GG) geschützt ist. Es umfasst die Befugnis, selbst zu bestimmen, ob und wie die eigenen Äußerungen öffentlich gemacht werden. Auch im Strafrecht und Datenschutzrecht wird der Schutz des gesprochenen Wortes betont.


1.1.Rechtliche Grundlagen:


Strafrechtlicher Schutz (StGB)

Das unbefugte Aufnehmen oder Verbreiten des gesprochenen Wortes ist strafbar, wenn die Äußerungen nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind.


Zivilrechtlicher Schutz (BGB)

Betroffene können zivilrechtliche Ansprüche auf Unterlassung (§§ 1004, 823 BGB) und Schaden- sowie Kostenersatz geltend machen.


Datenschutzrechtlicher Schutz (DSGVO)

Die Verarbeitung personenbezogener Daten – auch in Form von Sprachaufzeichnungen – erfordert eine Rechtsgrundlage oder die Einwilligung der betroffenen Person.


1.2. WhatsApp-Nachrichten als geschützter Kommunikationsinhalt

WhatsApp-Gespräche, insbesondere zwischen zwei Kommunikationsteilnehmern oder in einer kleinen Gruppe mit wenigen Teilnehmern, sind grundsätzlich vertraulich und fallen sowohl unter den strafrechtlichen als auch den zivilrechtlichen Schutz. Wird eine Nachricht von einem Dritten in einem Livestream auf TikTok ohne Ihre Zustimmung vorgelesen oder abgespielt, stellt dies in der Regel eine Verletzung Ihres Persönlichkeitsrechts dar.


2. Was tun, wenn ein Streamer Ihre WhatsApp-Nachrichten abspielt?


2.1. Dokumentation des Vorfalls

Der erste Schritt sollte die Sicherung von Beweismitteln sein:

  1. Fertigen Sie Videoaufzeichnungen des TikTok-Livestreams an, in dem Ihre Nachrichten wiedergegeben wurden. Bei Livestreams besteht die Herausforderung, dass die Inhalte möglicherweise nur kurzzeitig verfügbar sind. Dennoch können Zuschauer den Stream aufnehmen. Eventuell veröffentlicht der Streamer auch sein Replay bzw. den aufgenommenen Inhalt noch einmal nachträglich, so dass sie in aller Ruhe den Beweis sichern können. 
  2. Halten Sie fest, wann und wie der Stream stattfand, und notieren Sie die relevanten Inhalte.


2.2. Meldung bei TikTok

Plattformen wie TikTok bieten Mechanismen, um rechtswidrige Inhalte zu melden. Nutzen Sie diese Funktion, um auf die Verletzung Ihrer Rechte hinzuweisen. Geben Sie dabei möglichst präzise Informationen zum Vorfall an.


2.3. Weiteres Vorgehen durch spezialisierten Rechtsanwalt


  1. Unverzügliche Kontaktaufnahme mit Rechtsanwalt: Eine frühzeitige rechtliche Beratung ist essenziell, um die Erfolgsaussichten richtig einschätzen zu können. Außerdem kann bei einer späten Kontaktaufnahme mit dem Anwalt bereits die Möglichkeit des einstweiligen Rechtsschutzes vor Gericht abgeschnitten sein.
  2. Ggf. außergerichtliches Vorgehen im Wege einer sog. Abmahnung
  3. Ggf. gerichtliches Vorgehen zur Durchsetzung der Ansprüche


3. Rechtliche Ansprüche bei Verletzung des gesprochenen Wortes

Wenn der Streamer Ihre Nachrichten unbefugt wiedergibt, stehen Ihnen verschiedene Ansprüche zu.


3.1. Unterlassungsanspruch

Sie können verlangen, dass der Streamer die Wiedergabe Ihrer Nachrichten einstellt und zukünftig unterlässt. Der Anspruch ergibt sich aus § 1004 BGB analog in Verbindung mit § 823 BGB (Verletzung des Persönlichkeitsrechts).


3.2. Schadenersatzanspruch

Nach § 823 Abs. 1 BGB können Sie Schadenersatz geltend machen, wenn Ihnen durch die Veröffentlichung ein finanzieller oder immaterieller Schaden entstanden ist. Ein immaterieller Schaden könnte etwa psychische Belastung oder Rufschädigung umfassen.


3.3. Kostenerstattung

Schließlich haben Sie hinsichtlich der anwaltlichen Rechtsanwaltsgebühren einen Anspruch auf Erstattung (allerdings nur in Höhe der gesetzlichen RVG-Gebühren).


4. Fazit

Die unbefugte Wiedergabe Ihrer privaten WhatsApp-Nachrichten in einem Livestream auf TikTok stellt in der Regel eine Verletzung Ihrer Persönlichkeitsrechte dar. Als Betroffener haben Sie zahlreiche rechtliche Möglichkeiten, sich dagegen zu wehren. Das Recht am gesprochenen Wort genießt in Deutschland einen hohen Stellenwert, und sowohl das Straf- als auch das Zivilrecht bieten effektive Mittel, um Ihre Rechte durchzusetzen.


Wenn Sie betroffen sind, ist es ratsam, frühzeitig Beweise zu sichern und professionelle rechtliche Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Ein erfahrener Anwalt kann Sie dabei unterstützen, Ihre Ansprüche geltend zu machen und Ihre Persönlichkeitsrechte zu schützen.